Montag, 21. Juli 2008

Wie "Erik von Wiesenbad" Schwertkämpfer wurde

Interview mit Erik Tributsch aus Mainz, genannt „Ritter Erik von Wiesenbad“, der Schwertkämpfe vor der Moosburg im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich bestreitet

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Frage: Herr Tributsch, wann, wo und wie sind Sie auf die Idee gekommen, Schwertkämpfe zu bestreiten?

Antwort: Also, das fing alles mit Hui Buh dem Schlossgespenst an. Als es damals die Hörspielkassetten gab, habe ich alle 23 Folgen gesammelt. Als kleiner Junge habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie wohl Hui Buh zu Lebzeiten als Ritter Balduin war. Viele Charaktereigenschaften von dieser Figur haben sich im Laufe der Jahre in mir manifestiert. Aber ich schweife ab, verzeiht. Ich war zu meinem 9. Sommer mit meinen Eltern zu einem Mittelaltermarkt in Dreieichenhain unterwegs. Dort angekommen sah ich wunderliche Menschen, die in tolle Gewänder gehüllt waren. Handwerker und Kaufleute, Marketenderinnen und allerlei Volk wuselte umher und die Luft roch nach Braten, frisch gebackenem Brot und fernöstlichen Gewürzen. In all dem Wirrwarr, der auf mich einwirkte, übersah ich eine in Eisen gehüllte Gestalt. Ich wurde von diesem Ritter hochgehoben, vor sein bärtiges Gesicht. Mit donnernder Stimme fragte er mich „Willst wohl später auch einmal ein Ritter werden ... wie?!“ Piepsend antwortete ich „Ja!“. Man kann sagen, dass dies mein Schlüsselerlebnis war. Seitdem wollte und will ich auch heute noch meine Lebensart den Menschen zeigen, sie an Tugenden erinnern und jedem beweisen, dass es früher zwar grausame und willkürliche Gewalt gab, doch schon damals gab es Menschen, die nach Idealen und „guten Taten“ strebten. Ich möchte Menschen daran erinnern, dass wir eine wunderbare Vergangenheit haben, die voller Abenteuer, wunderbaren Ereignissen und schier unendlichen Geschichten angefüllt ist (nicht nur 1939-1945) ... aber verzeiht ... ich schweife schon wieder ab ...

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Frage: Wann haben Sie den ersten Schwertkampf vor der Moosburg im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich geführt?

Antwort: Hm ... also genau weiß ich es jetzt nicht mehr, aber ich vermute etwa im Frühling 2003 war ich das erste mal im Schlosspark und war auch gewandet da. Den ersten Schwertkampf habe ich aber erst ein paar Wochen später gehabt. Eine Geschichte wiederholte sich. Jahre vor der Moosburg focht ich in der Burgruine Dreieichenhain. Seit 2003 besuchte ich oft die Moosburg. Sagte Bekannten, dass ich dort meine Rittermanier stehe und auch für Fotos der Besucher posiere. Mein erster Schwertkampf war damals gegen einen damaligen Arbeitskollegen :-)

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Frage: Bestreiten Sie auch Schwertkämpfe an anderen malerisch gelegenen Schauplätzen?

Antwort: In den Zeiten vor Wiesbaden war ich "Fahrender Ritter" sozusagen. Ich trieb mich auf vielen Mittelaltermärkten herum und forderte dort manchen Gegner heraus. In den Zeiten, in denen ich nicht auf Märkte ging, besuchte ich die Burgen am Rhein. Doch meine Lieblingsburg ist die Burg Berwadstein in der Pfalz. Diese Burg habe ich oft besucht und fühle dort so richtig die Lebendigkeit meines Ritterdaseins.

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Frage: Entspricht Ihre Rittergarderobe realen Vorbildern oder tragen Sie eine Fantasiekleidung?

Antwort: Nun, ich denke nicht, dass meine Gewandung „genau“ einem Original aus dem 13.Jahrhundert entspricht, doch ich versuchte, so gut es geht, in dieser Richtung meine Rüstung anzusiedeln. Ich bin Schaukämpfer für Theater, Film und Fernsehen, da kommt es nicht genau darauf an, ob sie einem Orginal entspricht. Jedoch muss ich an dieser Stelle sagen, dass es mittlerweile viele Gruppen in Deutschland gibt die „orginalgetreu“ einstige Adelige, Ritter und höhere Persönlichkeiten darstellen, vom Schuh bis zur Kopfbedeckung über Beinlinge (Vorläufer der Hosen) und Kleidung jener Epoche.

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Frage: Kann mit Ihrem furchterregend aussehenden Schwert jemand ernsthaft verletzt werden?

Antwort: Selbstmurmelnd (Ja)! Mein Schaukampfschwert ist zwar nicht scharf und nicht spitz, doch ungeübte Hände könnten auch damit enormen Schaden und Verwundungen anrichten.

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Frage: Vor der Moosburg im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich lagert bei schönem Wetter an manchem Wochenende ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Schwertkämpfern, handelt es sich dabei um einen Verein?

Antwort: Nein, es ist eine Gruppe aus freien und unabhängigen Menschen, die sich zum Schwertkampf hingezogen fühlen und sich über die Monate und Jahre ihre eigene „Gewandung“ zugelegt haben.

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Frage: Gehören zu den Schwertkämpfern im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich auch Frauen, die zum Schwert greifen?

Antwort: Sicher! Doch sind Frauen eher selten im Schlachtgetümmel anzutreffen. Nach meiner Erfahrung sind Frauen öfter Bogenschützinnen. Diejenigen, die mit einer Klinge umzugehen verstehen, genießen in der Männerwelt meines Erachtens größten Respekt.

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Frage: Haben Sie Kontakte mit anderen Schwertkämpfern außerhalb von Mainz und Wiesbaden?

Antwort: Das bleibt nicht aus, wenn man seit ich 12 Jahre alt war, Leute kennen gelernt hat, die der selben Gesinnung folgen. Über ganz Deutschland verteilt erinnere ich mich an viele gute Schwertkämpfer ... und noch mehr erinnere ich mich an einige wenige verdammt gute Schwert(schau)kämpfer.

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Frage: Haben die Medien bereits über Schwertkämpfe im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich berichtet?

Antwort: Meines Wissens noch nicht.

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Frage: Sind Sie bei einem Ihrer Schwertkämpfe schon mal verletzt worden?

Antwort: Natürlich, doch das waren meist nur Schrammen und Kratzer. Die schlimmste Verwundung hatte ich mal an meiner rechten Hand, als ein Sarazenenschaukämpfer mich übel erwischt hatte. Doch bei meiner Art des „Schaukampfs“ ist es eher sehr selten, dass jemand ernsthafte Verletzungen erleidet. Meistens gründen diese dann auf übereifrige und unüberlegte Hiebe, die hektisch ausgeteilt werden.

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Frage: Wie sind die Reaktionen von Zuschauern, die zufällig Schwertkämpfe in Wiesbaden-Biebrich sehen?

Antwort: Überrascht, erfreut, neugierig stehen bleibend, die Handycamerazückendunddraufhaltend oder einfach nur kurz beachten und dann weiter des Weges. Oft kommt es auch vor, dass die Leute mich direkt fragen und ich ihnen dann ein bisschen was zeige (so wie Ihnen werter Herr Probst). Selten, sehr selten, kam es vor, dass mir Hohn und Spott entgegengebracht wurde. Doch das überhöre ich und strafe es mit Nichtachtung.

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Frage: Lesen Sie auch Bücher über das Mittelalter und sehen Sie gerne Filme über diese Zeit?

Antwort: Sicher! Königreich der Himmel, Braveheart uvm. doch der Film, der am besten meine Lieblingszeit darstellt, ist der Film „Timeline“. Ich lese auch gerne Bücher die das Mittelalter (10. bis 15 Jahrhundert) sachlich wiedergeben.

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Frage: Auf der Videoplattform „YouTube“ sind Filmbeiträge über Schwertkämpfe im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich zu sehen, gibt es darauf Reaktionen?

Antwort: Ja, ich habe schon viele Bekannte, die sehr befürworten, was ich mache. Die Kommentare auf meine Beiträge sind aber eher klein und kurz gehalten, vielmehr kommen die Leute direkt auf mich zu und sagen mir ihre Meinung dazu ... oder sie rufen mich einfach an.

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Frage: Haben Sie in Ihrer Eigenschaft als Schwertkämpfer noch unerfüllte Wünsche?

Antwort: Ich würde gerne mal in einem richtig guten (ernstgemeinten) Ritterfilm mitmachen, meine eigene Burg bauen ... mir in Tschechien (übrigens das tollste Land der Welt, wenn es um mittelalterliche Dinge geht) eine Rüstung anfertigen lassen wie aus dem Film „Ritter aus Leidenschaft“.

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Die Fragen für das Interview stellt der Wiesbadener Journalist Ernst Probst, der die Weblogs http://interview-weblog.blogspot.com und http://videos-aus-wiesbaden.blogspot.com betreibt

Videos über Schwertkämpfer im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich sind unter der Internetadresse http://de.youtube.com/user/ErikTributsch zu sehen.