Freitag, 7. Dezember 2007
Michael Krabs: Ein Tierfotograf braucht vor allem Geduld
Webseite von tbkmedia.de
Interview mit Michael Krabs, Eigentümer der Hamburger Medienagentur „Text-Bild-Konzept „tbkmedia“ – http://www.tbkmedia.de –, die sich auf Tier- und Naturreportagen spezialisiert hat
Michael Krabs, Chef von tbkmedia.de
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Frage: Herr Krabs: wann, wo und wie kamen Sie auf die Idee, eine Medienagentur zu starten, die vor allem Tier- und Naturfotos anbietet?
Antwort: Während meines Studiums habe ich ehrenamtlich für den Naturschutzbund Deutschland als Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Jugendabteilung gearbeitet. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass mir dieser journalistische Job "tierischen" Spaß macht. Das Vorhaben im Medienbereich zu arbeiten, war schon vorher vorhanden. Nebenberuflich habe ich z. B. für Universitätsmagazine geschrieben. Natürlich die Umweltseiten ;-)
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Foto: tbkmedia.de / Stan Osolinski
Frage: Auf Ihrer Internetseite www.tbkmedia.de ist zu lesen, dass Ihr Bildarchiv Anfang 2008 rund 150.000 Bilder umfasst. Aus welchen Themenbereichen stammen diese Aufnahmen?
Antwort: Das ist bunt gemischt. Das Portfolio reicht von der Pinguinkolonie in der Antarktis bis zum Mops auf dem Sofa. Es gibt Wildlifefotografen, welche oft einen riesigen Aufwand betreiben, um einen Haubentaucher bei der Balz zu fotografieren oder solche, die sogar Exkursionen in die Antarktis oder in den Regenwald durchführen und es gibt Haustierfotografen, die im Studio unter professionellen Bedingungen niedliche - oft auch kitschige - Haustierfotos anfertigen.
Foto: tbkmedia.de / Gunar Streu
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Frage: Sind die Fotos Ihrer Bildagentur nur als Digitalfoto oder auch als gutes, altes Papierfoto erhältlich?
Antwort: Papierfotos gehen leider gar nicht. Aber gute alte Dias werden noch immer gescannt und aufwendig bearbeitet, damit sie den heutigen (durch die Digitalfotografie oft übertriebenen) Ansprüchen der Bildredaktionen gerecht werden.
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Foto: tbkmedia.de / Ottmar Gierth
Frage: Welche Tiere werden von den Tierfotografen/innen, mit denen Sie zusammenarbeiten, am häufigsten fotografiert?
Antwort: Viele Amateurfotografen können sich keine aufwendigen Exkursionen in entfernte Gebiete und Nationalparks leisten. Andere wollen es auch nicht. Daher bekomme ich fast täglich Bilder von Zootieren oder Stockenten auf dem heimischen Weiher. So etwas ist mittlerweile aber nahezu unverkäuflich. Vom Braunbären im Nationalparkgehege Bayerischer Wald habe ich bestimmt über 4000 Fotos erhalten - doch wer soll die alle kaufen? Es ist immer besser etwas zu fotografieren, was nicht jeder hat. Das können auch badende Singvögel im heimischen Garten sein. Wenn man es professionell macht, sind die Bilder vielleicht eine ganze Story wert.
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Frage: Ist die Zahl der Fotografen/innen, die mit „tbkmedia“ zusammenarbeiten, ein „Betriebsgeheimnis“?
Antwort: Nein, das sind etwa 60 Fotografen. Zu viele Köche verderben den Brei. Ich bin derzeit gar nicht groß auf der Suche nach Fotografen ...
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Partneragentur Zoonar
Frage: Welche Vorteile hat die Zusammenarbeit mit Ihrer Bildagentur für Fotografen/innen?
Antwort: Ich produziere eigene Tierreportagen und stelle keine Exklusivansprüche. Die bei mir erwirtschafteten Honorare sind also immer eine zusätzliche Wertschöpfung. Außerdem scanne und verschlagworte ich bislang kostenlos die gelieferten Fotos und speise sie bei Partneragenturen wie „Zoonar“ oder „Alamy“ und auf meiner eigenen Homepage ein. Dadurch werden weitere Einnahmen generiert. Ein zweigleisiges Konzept also.
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Fotos: tbkmedia.de
Frage: Welche Kunden/innen fragen bei Ihnen nach Tierbildern oder Reportagefotos an?
Antwort: Hauptsächlich Zeitschriften und Kalenderverlage. Im Zeitschriftenbereich sind es Kinder- und Jugendmagazine sowie Frauen- und Boulevardmagazine.
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Frage: Stammen Ihre Kunden/innen alle aus Deutschland?
Antwort: Nein, einige auch aus der Schweiz und Österreich. Durch „Zoonar“ versuche ich nun auch bald international zu verkaufen.
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Frage: Im Internet gibt es Webseiten, die kostenlos Fotos in guter Qualität für private oder kommerzielle Zwecke anbieten. Ist das eine große Gefahr für Fotografen/innen, die vom Erlös ihrer Arbeit leben müssen?
Antwort: Teils/teils. Hochwertige Aufnahmen für Kalender oder Zeitschriften erhält man dort nicht. Aber es gibt Redaktionen, die sparen müssen und dann "Billigbilder" oder "Umsonstbilder" in die Reportagen einbauen. Nicht unbedingt als Aufmacher, aber zumindest am Rande. Profifotografen haben es dadurch schon schwerer, wenn sie einen bedeutenden Teil ihrer Einkünfte in der Stockfotografie erzielen. Auf der anderen Seite ist aber auch ein gegensätzlicher Trend erkennbar. Immer mehr Amateure merken, dass sie mit guten Bildern auch Geld verdienen können. Sie ziehen ihre Bilder dann irgendwan aus den Umsonst- oder 1-Euro-Portalen ab, um sie beispielsweise bei „Zoonar“, „Imagebroker“ oder „Alamy“ für gutes Geld anzubieten.
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Frage: Sie haben früher selbst Tiere fotografiert – was waren Ihre Lieblingsmotive?
Antwort: Naja, ich war eher ein Hobbyfotograf, der im Hamburger Zoo sein Glück versucht hat. Am liebsten habe ich Tierkinder fotografiert, weil die sich am besten verkaufen.
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Frage: Welche Talente braucht ein Tierfotograf?
Antwort: Vor allem Geduld. Tagelang im Tarnzelt zu sitzen oder stundenlang zu warten, bis alle drei Kätzchen endlich nebeneinander sitzen und den Kopf simultan zur Kamera drehen, ist wirklich mühselig. Ein gutes Auge für gelungene Bildkompositionen ist natürlich auch nicht verkehrt. Das ist das größte Manko bei vielen Amateurfotografen, die tolle Ideen, Zeit und eine gute Ausrüstung haben, aber oft nicht sehen, dass störende Elemente wie Fußgänger oder ins Bild ragende Zweige das Motiv unbrauchbar machen.
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Tierseite mit Tierfotos von tbkmedia
Frage: Früher veröffentlichten Zeitungen und Zeitschriften oft Tierseiten mit interessanten Texten und schönen Fotos. Gibt es heute noch viele Tierseiten in den Printmedien?
Antwort: Nein, es gab in den letzten Jahren ein regelrechtes Sterben der Tierseiten. Das ist merkwürdig, weil Tiersendungen im Fernsehen konstant gute Einschaltquoten haben. Seit dem "Knut-Hype" haben einige Chefredaktionen aber gemerkt, dass diese Themen bei den Lesern ankommen. Wer will auch schon immer nur Kosmetik, Klamotten und Klatsch lesen? Selbst die größten Deppen unter den Leser/innen langweilen sich dann irgendwann. Ein erfolgreiches Magazin muss Vielfalt und Überraschungen bieten!
Ich glaube, es gibt generell wieder eine Tendenz zu mehr Themenvielfalt und Anspruch, nicht nur in Richtung Tier- und Naturthemen, auch in anderen Bereichen. Erfolgreiche Medienstarts wie "Galore", "Mare" oder "brandeins" zeigen das. Wenn die etablierten Medien nicht nachziehen, könnten sie das Nachsehen haben.
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Frage: Sind die Tierfotos Ihrer Agentur auch für Leute erschwinglich, die Tiermotive auf Ihrer privaten Internetseite veröffentlichen wollen?
Antwort: Dann sollten die Leute zu „Zoonar“ gehen, dort kann man den Fotografen private Angebote unterbreiten. Alles vollautomatisch. Das geht bei mir nicht.
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Frage: Haben Sie auch honorarfreie Tierfotos im Angebot?
Antwort: Nein, nur für die Berichterstattung. Wer in seinem Blog oder auf seiner Homepage über „tbkmedia.de“ oder „Zoonar.de“ berichten will, kann natürlich kostenfreie Bilder erhalten. Auch gegen Links wäre ein solcher Tausch möglich.
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Frage: Wenn Ihnen eine gute Fee einige Wünsche erfüllen würde, was würden Sie ihr sagen?
Antwort: Private Wünsche würde ich ihr unter vier Augen anvertrauen. Ansonsten wären Frieden, Geist und Gerechtigkeit auf Erden wohl das Mindeste, was man von einer gute Fee verlangen könnte.
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Die Fragen für das Interview stellte der Wiesbadener Journalist Ernst Probst, Betreiber der Weblogs http://medien-news.blog.de und http://natur-news.blog.de
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Weblinks:
http://www.tbkmedia.de
http://www.zoonar.de
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