Dienstag, 6. November 2007

Der Panzer-Dinosaurier von Muthmannsdorf



Video "A Tribute to Ankylosaurus" bei Youtube
http://www.youtube.com/watch?v=LCureY-8ewg

Struthiosaurus

Bild: Panzer-Dinosaurier Struthiosaurus austriacus von Muthmannsdorf aus der oberen Kreidezeit vor etwa 90 Millionen Jahren (Quelle: Akte Dinosaurier, Seifert Verlag, Naturhistorisches Museum Wien)

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Interview mit Dr. Alexander Lukeneder, Kurator für die Mesozoische Sammlung am Naturhistorischen Museum Wien, Spezialist für das Erdmittelalter (Mesozoikum) und (zusammen mit der Pädagogin Helga Gridling) Autor des neuen Buches “Akte Dinosaurier – den Riesenechsen auf der Spur“ (Seifert Verlag)
http://www.nhm-wien.ac.at/Content.Node/forschung/geologie/mitarbeiter/lukeneder_alexander.html

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Frage: Herr Dr. Lukeneder, in Ihrem Buch „Akte Dinosaurier“ erwähnen sie auch den Panzer-Dinosaurier Struthiosaurus austriacus („Strauß-Echse“ aus Österreich) aus der späten bzw. oberen Kreidezeit vor etwa 70 Millionen Jahren. Ist Muthmannsdorf am Fuße der Hohen Wand nahe Wiener Neustadt, wo 1859 im Kohlebergwerk „Gute Hoffnung“ ein unvollständiges Skelett von Struthiosaurus austriacus entdeckt wurde, tatsächlich der einzige Dinosaurierfundort in Österreich?

Antwort: Wenn wir von „echten“ Dinosaurierfunden sprechen, ja. Der österreichische Struthiosaurus ist aber eher 90 Millionen Jahre alt.

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Frage: Zusammen mit Struthiosaurus austriacus wurden von den österreichischen Wissenschaftlern Ferdinand Stolicka und Eduard Sueß angeblich auch ein Zahn des Raub-Dinosauriers Megalosaurus sowie Reste eines Flugsauriers (Ornithocheirus bunzeli), von Krokodilen und Schildkröten geborgen. Treffen die Angaben zu und wo werden diese Fossilien heute aufbewahrt?

Antwort: Diese Aussagen treffen zu. Die Fossilien werden im Institut für Paläontologie und im Naturhistorischen Museum Wien aufbewahrt und sind auch zum Teil im Museum ausgestellt. Auch zeigen wir im Naturhistorischen Museum Rekonstruktionen und Lebensbilder von Struthiosaurus und Ornithocheirus.

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Frage: Struthiosaurus austriacus wurde 1871 wissenschaftlich beschrieben und benannt. Wer hat als erster den Gattungsnamen Struthiosaurus verwendet?

Antwort: E. Bunzel beschrieb 1871 Struthiosauris austriacus als Typusart aus der Gosau.

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Frage: Der Name der „Strauß-Echse“ Struthiosaurus beruht auf derem vogelähnlichen Kopf. Diese Gattung wurde unter verschiedenen Namen beschrieben. Wo hat man Struthiosaurus außerhalb Österreichs noch gefunden?

Antwort: Nimmt man die Gattung Struthiosaurus für sich, so wurden Reste auch noch in Frankreich, Rumänien und Ungarn gefunden. Ein echter Europäer also. Allerdings handelt es sich dabei um andere Arten.

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Frage: Struthiosaurus trug Knochenplatten um den Hals, kleine Knochenhöcker auf dem Rücken und dem Schwanz sowie eine Reihe von Dornen auf den Körperflanken. Da er zu den Panzer-Dinosauriern gerechnet wird, müsste er doch ein Pflanzenfresser und vierbeinig gewesen sein.

Antwort: Struthiosaurus ist vierbeinig und war ein kleiner Pflanzenfresser.

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Frage: Struthiosaurus soll etwa 2 Meter lang gewesen sein. Kennt man auch seine Höhe und sein Gewicht?

Antwort: Er konnte bis zu 3 Meter Länge aufweisen. Die Höhe dürfte nach Knochenbefunden bei etwa 80 Zentimeter gelegen haben und das bei einem Gewicht von bis zu 200 Kilogramm.

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Frage: In der Fachliteratur heißt es, der Panzer-Dinosaurier Struthiosaurus gelte als der kleinste Ankylosaurier. Deswegen spekuliere man, er habe auf Inseln gelebt und sich dort entwickelt. Große Tiere neigten in isolierten Lebensräumen – offenbar in Anpassung an begrenzte Nahrungsreserven – dazu, Zwergarten auszubilden. Ist das alles korrekt?

Antwort: Diese Theorie scheint richtig zu sein. Man kennt das Phänomen ja auch bei den tertiären Zwergelefanten auf den griechischen Inseln. Bei Struthiosaurus austriacus wissen wir, dass wir zur Zeit der oberen Kreide kleine Inselarchipele im damaligen Lebensraum dieser Dinosauriergattung vorfanden. Die Alpen begannen sich zu dieser Zeit erst hoch zu falten und unterbrachen das damalige Tethys-Meer nur durch einzelne Inselgruppen. Diese Inselgruppen waren dichtest bewaldet und bildeten die Grundlage für spätere Sümpfe und am Ende für Kohlelagerstätten, in welchen man ja auch diese Dinosaurier-Knochen in der näheren Umgebung des heutigen Wien fand.

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AkteDinosaurier

Buch "Akte Dinosaurier"

Das Buch „Akte Dinosaurier – Den Riesenechsen auf der Spur“ von Alexander Lukeneder und Helga Gridling umfasst 100 Seiten, 100 Abbildungen, hat die ISBN 978-3-902406-50-7 und kostet 22,90 Euro, Seifert Verlag Wien. Erhältlich bei Amazon und Thalia etc.
Bestellung unter anderem bei:
http://www.amazon.de/Akte-Dinosaurier-Alexander-Lukeneder/dp/390240650X/ref=sr_1_1/028-8446780-3526117?ie=UTF8&s=books&qid=1194258289&sr=1-1#

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Die Fragen für das Interview stellte der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, Betreiber des Weblogs http://dinosaurier-news.blog.de

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