Dienstag, 9. September 2008

Fotodesignerin Britta Mues: Gute Ideen allein reichen nicht


















Interview mit der deutschen Fotografin, Fotodesignerin und Künstlerin Britta Mues

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Frage: Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Antwort: Irgendwie „unbewusst zielstrebig“ und über Umwege: Schon als Kind fotografierte ich mit Begeisterung, und zwar alles was sich mir in den Weg stellte. Mein größter Stolz war meine analoge Spiegelreflexkamera. Angefangen bei Blumen und Gebäuden, bis hin über Menschen und Tiere, vor mir war nichts sicher. Ich liebte hierbei ungewöhnliche Blickwinkel und Perspektiven.
Später, als Jugendliche, kam ein kleines Schwarz-Weiss Labor dazu, so dass ich meine Filme selbst entwickeln und zugleich ein wenig experimentieren konnte. Ich war fasziniert von den Möglichkeiten, Bilder zu verändern und aus dem eigentlichen Ursprungsbild eine ganz neue Bildaussage zu kreieren.
Ich hegte den Wunsch Industriefotografin zu werden, bekam aber zur damaligen Zeit Absagen, mit der Begründung, dass ich eine Frau sei und Männer in dieser Branche bevorzugt werden.
Die Möglichkeiten, eine Ausbildung als Industriefotografin in der westfälischen Region, in der ich damals lebte, zu absolvieren, waren zudem sehr begrenzt. So absolvierte ich erst einmal eine Ausbildung im Modeunternehmen meiner Mutter und belegte später ein Studium im Management- und Marketingbereich, welches ich mit Erfolg abschloss. Das Steckenpferd Fotografie blieb hierbei immer bestehen und wartete nur darauf sich ständig weiter zu entwickeln. Beruflich konnte ich im Marketingbereich oftmals meine fotografischen Fähigkeiten immer wieder mit zum Einsatz bringen, was jedoch immer nur einen kleinen Teil meiner beruflichen Tätigkeiten wieder gegeben hat und für mich eine ziemlich unbefriedigende Situation dargestellt hatte.
Durch Zufall und widrigen Umständen bot sich für mich dann vor einigen Jahren die Möglichkeit, mich im fotografischen Bereich selbständig zu machen.

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Frage: Haben Sie die richtige Entscheidung getroffen?


Antwort: Ich bereue meinen Schritt nicht, würde diese Entscheidung immer wieder treffen und bin davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.

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Frage: War es ein leichter Weg?

Antwort: Nein, keinesfalls. Ehrgeiz, Disziplin, Arbeitswille und Durchhaltevermögen sind zwingend erforderlich. „Nur“ gute Ideen zu haben und der Wunsch Fotograf zu werden, reichen da nicht aus. Auch die kaufmännische Komponente, die bei einer freischaffenden , bzw. selbständigen Tätigkeit vorhanden sein müssen, sollten nicht unterschätzt werden. Ich wurde oftmals unsanft aus der Bahn geworfen, zuletzt durch einen Schlaganfall, den ich zum Glück aber ohne bleibende Schäden hinter mir gelassen habe. Aber der Glaube an mich, meine Energie sowie die Kraft und mentale Unterstützung, welche mir Freunde und Familie gegeben haben, geben mir immer wieder die Motivation und Power weiterzumachen. Ich war schon immer ein „Steh-Auf-Männchen“ und lasse mich nicht so schnell aus der Bahn werfen und schon mal gar nicht, wenn ich von einer Sache überzeugt bin und mit Herzblut dahinter stehe. Diese Einstellung gilt übrigens bei mir für alle Lebensbereiche.

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Frage: In welchen fotografischen Bereichen sind Sie tätig?

Antwort: Ich arbeite im künstlerischen wie auch kommerziellen Bereich. Beides möchte ich nicht missen und hat seine Vor- und Nachteile.
Künstlerisch versuche ich meistens soziale, bzw. karitative Komponenten mit einzubinden, wie z.B. bei meiner letzten Ausstellung „Pixel-Projekt“, in dem ein Teil des Verkauferlöses an ein SOS Kinderdorf, die deutsche AIDS-Hilfe sowie ein Tierheim gespendet worden ist.
Auch Projekte, wie das 2007 von mir ins Leben gerufene „Look and Live“-Event, in dem Kunst, Musik, Kulinarisches und Kultur miteinander verbunden wurden, fand in der Aachener Region guten Anklang und positive Resonanz.
Meine Brötchen verdiene ich jedoch hauptsächlich als Werbefotografin und Fotodesignerin und bin da in erster Linie auf Onlineshops spezialisiert. Großhändler, Modeoutlets, Hersteller sowie Einzelhandelsunternehmen gehören hier zu meinen Hauptkunden http://www.digitalfotografie-mues.de
Jedoch auch die Erstellung von Referenz- und Imagebildern gehören mit zu meinen Aufgaben. TV-Darsteller, Musiker, Models und sonstige Personen aus dem öffentlichen Leben zählen hierbei zu meiner Klientel.
Hin und wieder bin ich auch noch für die Presse (AZ und SZ) als freie Mitarbeiterin tätig, dies aber nur wenn es meine Zeit zulässt und mich das Thema interessiert.













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Frage: Mit welcher Ausrüstung arbeiten Sie?

Antwort: Eine Frage, welche ich gerne mit einer Gegenfrage beantworte: Macht mich ein High-Tech Induktionsherd automatisch zum Sternekoch?
Ausrüstung und Equipment bilden nur einen kleinen Teil der ganzen fotografischen Bandbreite. Kreativität, Ideen, der Blick auf das Wesentliche, Umsetzungsvermögen, Kompetenz, Know-How und Erfahrung sind jedoch Dinge, die einen guten Fotograf im Wesentlichen auszeichnen. Das hat man oder eben nicht hat, so etwas kann man nicht kaufen.
Um Ihre Frage aber zu beantworten, ich arbeite hauptsächlich mit Canon und Sony DSLR´s; werde hin und wieder jedoch auch mal nostalgisch und krame dann meine analoge SLR hervor, die ich nun seit über 25 Jahren besitze und die noch 1-A funktioniert.
In meinem Studio stehen Blitzanlage sowie Dauerlichtanlage, so dass ich da variieren u./o. kombinieren kann. Als Bearbeitungsprogramme nutze ich Adobe Photoshop CS3, Corel sowie einigen Freewareprogramme, denn auch hier möchte ich mir die Freiheit nicht nehmen lassen, die Möglichkeiten unterschiedlicher Bildbearbeitungsprogramme zu nutzen.
Ich habe alles was man zum Fotografieren benötigt: Ausrüstung, Augen, Hände, Hirn und Ideen….und da ich davon sogar leben kann, scheint es meinen Auftraggebern zu gefallen und ich scheine es richtig zu machen, bzw. umzusetzen.

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Frage: Wie ist der Umgang mit Ihren Models?

Anwort: Ich würde den Umgang als familiär bezeichnen. Ich arbeite ausschließlich mit Models aus der Region zusammen und dies oftmals seit Jahren. Dies hat den Vorteil, dass meine Models schnell verfügbar sind und durch die lange Zusammenarbeit eine Vertrautheit entstanden ist, die sich auch in der Bildumsetzung bemerkbar macht.

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Frage: Was machen Sie, wenn Sie nicht fotografieren?

Antwort: Lesen, was das Zeug hält und zudem bin ich ein kleiner TV-Junkie.
Mich um meine beiden Hunde kümmern, die übrigens auch meine Firmen-, bzw. Studiomaskottchen sind und von meinen Models und Auftraggebern gleichermaßen geliebt (und verwöhnt) werden.
Wenn es die Zeit zulässt besuche ich auch gerne meine Familie in Ostwestfalen und/oder verbringe meine Zeit mit Freunden, diese bilden meinen Ruhepol.
Gute Unterhaltung/Gespräche - mit vertrauten und/oder interessanten Menschen - sind zudem meine Energiequellen und effektive Möglichkeiten meine Akkus wieder aufzutanken.

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Frage: Haben Sie Lieblingsmotive?

Antwort: Eigentlich nicht, eher die Umsetzung, bzw. Darstellung. Ich mag Tiere fotografieren genauso gerne wie Menschen oder die Natur, jedoch liebe ich es, diese Motive mit Witz oder einem speziellen Bearbeitungsstil darzustellen. Da kann es schon mal passieren, dass ein Dobermann mit Afrolook-Perücke herhalten muss oder eines meiner Models als Collage im bunten und poppigen Pin-Up-Stil dargestellt wird. Die Verfremdung oder surreale Darstellung liegen mir hierbei besonders am Herzen und sind für mich eine Möglichkeit mich ohne Worte auszudrücken. Die Bild-Interpretation möchte ich hierbei immer dem jeweiligen Betrachter überlassen.

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Frage: Haben Sie ein Lieblingsprojekt?

Antwort: Ja, habe ich. Ich würde gerne einen Fotoband erstellen, in denen ich deutsche Schauspieler, Moderatoren, Musiker, etc., wie z.B. Ben Becker, Hella von Sinnen, Inka Bause, Nils Bokelberg, Petra Nadolny, Nina Hagen, Bernhard Hoecker, Jürgen Vogel, etc. portraitiere und diese bildlich verfremdet darstelle. Ich würde diese Personen einfach gerne fotografieren, fernab der „normalen Autogrammkartenfotografie“: Bunt, poppig, anders. Dieses Projekt möchte ich gerne im kommenden Jahr umsetzen, vorausgesetzt, dass ich genügend Personen von diesem Projekt überzeugen und begeistern kann. Ich bin hier jedoch zuversichtlich.

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Frage: Was sind Ihre nächsten Ziele?

Antwort: Mich ständig weiterzuentwickeln, mich nicht festlegen zu lassen; denn FESTlegen heißt auch oftmals FESTgefahren.
Vielfalt aber keine Einfalt.
Mein Kunstprojekt und Designlabel Bella von Buck endlich weiter auszubauen http://www.bella-von-buck.com
Ein Fotobuch mit experimentellen Portraits herauszubringen.
Mehr, bzw. verstärkt im Bereich Imagefotografie zu arbeiten.

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Frau Mues, vielen Dank für das Interview und dass Sie sich Zeit für uns genommen haben!