Dienstag, 27. November 2007

Was ein Wiener Saurierexperte zu "Nessie" sagt

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Interview mit Dr. Alexander Lukeneder, Kurator für die Mesozoische Sammlung am Naturhistorischen Museum Wien, Spezialist für das Erdmittelalter (Mesozoikum) und (zusammen mit der Pädagogin Helga Gridling) Autor des neuen Buches “Akte Dinosaurier – den Riesenechsen auf der Spur“ (Seifert Verlag)

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Frage: Herr Dr. Lukeneder, haben Ihnen Journalisten, Hobby-Paläontologen oder Laien in Ihrer Eigenschaft als Dinosaurier-Experte schon mal Fragen über „Nessie“, das angebliche Monster im schottischen Bergsee Loch Ness, gestellt?

Antwort: Ja.

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Frage: Kommt der Begriff „Nessie“ in Ihrem Buch „Akte Dinosaurier“ vor?

Antwort: Nein.

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Frage: Was halten Sie davon, dass seit der ersten Sichtung von „Nessie“ durch den heiligen Columban im Jahre 565 bis heute angeblich schätzungsweise mehr als 10.000 Augenzeugen ein Ungeheuer im Loch Ness beobachtet haben wollen?

Antwort: Ich persönlich halte davon gar nichts. Aber jeder wie er meint. Das Land soll ja auch für den ausgezeichneten Whisky bekannt sein. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht, sei dahin gestellt.

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Frage: „Nessie“ wird von manchen Kryptozoologen als überlebender Meeressaurier (Plesiosaurier) oder sogar als Dinosaurier gedeutet. Könnten Meeressaurier oder Dinosaurier unter heutigen klimatischen Bedingungen überhaupt noch im kühlen und trüben Wasser des Loch Ness oder anderswo leben?

Antwort: Nein. Man bedenke, wir sprechen von Reptilien.

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Frage: Bei den Schilderungen von „Nessie“ ist von bis zu 15 Meter langen Tieren die Rede. Gab es jemals so lange Plesiosaurier?

Antwort: Plesiosaurier konnten von 2 bis 14 Meter Länge erreichen. Man unterteilt sie in 2 Großgruppen: Die Plesiosaurier hatten lange Hälse, wogegen die Pliosaurier kurze Hälse aufwiesen.

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Frage: Was weiß man über die Nahrung urzeitlicher Plesiosaurier?

Antwort: Hauptsächlich dürften Sie sich doch von Fischen und Tintenfischen ernährt haben.

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Frage: Weiß man heute, ob die zeitlebens im Meer lebenden Plesiosaurier Eier legten oder lebende Junge zur Welt brachten?

Antwort: Wahrscheinlich robbten sie dazu an Land. Dort vergruben sie dann ihre Eier. Man fand bis heute keine Embryonen-Skelette in Plesiosauriern. Ganz im Gegensatz zu den Ichthyosauriern welche lebend gebärend waren.

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Frage: Auf manchen umstrittenen und oft bereits als Fälschungen entlarvten „Beweisfotos“ hält „Nessie“ seinen langen Hals mit kleinem Kopf auffällig steil und hoch über dem Wasser zum Himmel. Hätte dies ein Plesiosaurier gekonnt.

Antwort: Nein. Schon gar nicht in diesem Winkel.

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Frage: In den Schilderungen von „Nessie“ ist von bis zu sieben Höckern auf dem Rücken die Rede. Gab es Plesiosaurier, die Höcker trugen?

Antwort: Nein. Weichteilerhaltungen solcher Höcker kennt man nicht.

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Frage: Passen die Beschreibungen angeblicher Augenzeugen von „Nessie“ – wie kleiner pferdeähnlicher Kopf, langer Schlangenhals, ovale Augen, mehrere Höcker, paddelartige Flossen, dunkle Haut, Auftauchen bis zu einer Dreiviertelstunde und keine Stimme - zu einem Meeressaurier oder Dinosaurier?

Antwort: Halte ich für Unsinn!!

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Frage: Waren alle angeblichen Sichtungen von „Nessie“ nur Sinnestäuschungen?

Antwort: Siehe obere Frage (Whisky!).

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Frage: Welches Verhältnis haben Sie als Wissenschaftler zu Kryptozoologen, die glauben, in vielen verborgenen Winkeln der Erde würde heute noch prähistorische Tiere leben?

Antwort: Ein distanziertes. Wenn es sich aber um seriöse Wissenschafter handelt, die einfach „lebende“ Fossilien a la Nautilus, Quastenflosser und Limulus aufspüren wollen, warum nicht, nur zu.

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Frage: Gab es auch in ihrem Heimatland Österreich phantasievolle Sagen über saurierartige Ungeheuer?

Antwort: Selbstverständlich. Die meisten Drachensagen und Namen von Höhlen wie die Drachenhöhle gehen ja auf Fossilfunde zurück. Der Lindwurm in Graz (Steiermark) geht auf einen fossilen Nashornschädel zurück. Mammutknochen führten eher zu Sagen über Riesen.

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Frage: Hat man in Österreich ähnlich prächtige Plesiosaurier wie im süddeutschen Holzmaden entdeckt?

Antwort: Leider nein. Meist findet man nur einzelne, isolierte Zähne. Sie waren aber definitiv auch in Österreich heimisch, oder vielmehr in jenem Meeresgebiet, das die Sedimentgesteine der heutigen Alpen bildete.

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Frage: Wird im „Naturhistorischen Museum Wien“, in dem Sie arbeiten, das Skelett eines Plesiosauriers aus dem Erdmittelalter aufbewahrt?

Antwort: Ja. Das Skelett des Plesiosauriers Dolichorhynchops osborni ist fast 4 Meter lang und ist ein Echtfossil. Es stammt aus der oberen Kreide von Kansas (USA).

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Das Buch „Akte Dinosaurier – Den Riesenechsen auf der Spur“ von Alexander Lukeneder und Helga Gridling umfasst 100 Seiten, ist reich bebildert, hat die ISBN 978-3-902406-50-7 und kostet 22,90 Euro.

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Die Fragen für das Interview stellte der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, Betreiber der Weblogs http://dinosaurier-news.blog.de und http://nessie-zeitung.blogspot.com sowie Autor des inzwischen vergriffenen Buches „Nessie. Das Monsterbuch“

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